Ein perfekter Tag ganz ohne Termine ist selten bei Sarah Welk. So einer, an dem sie irgendwann aufsteht, irgendwann frühstückt und irgendwie in den Tag hineinlebt, meist mit Büchern auf der Couch landet und abends gut essen geht, am liebsten mit Freunden und Familie in Italien. Aber für solch ein Leben ist Sarah auch zu temperamentvoll, zu kreativ und zu beschäftigt mit zwei Kindern, die sie zu immer neuen Geschichten inspirieren.
Arbeit, das war viele Jahre lang die Tagesschau. Jetzt lebt Sarah vom Schreiben und legt dabei eine mitreißende Leidenschaft an den Tag. Und große Disziplin. So hat sie schon sieben Bände für die hochgelobte Reihe „Ziemlich beste Schwestern“ (ab 7 Jahren) im Schwabinger Buchverlag arsEdition herausgebracht. Auf ihrem Rückweg von einer Lesung in der Schweiz zu Familie und sechs Hühnern an die Nordsee haben wir mit ihr geratscht – und viel gelacht.
Verrückt nach München: Sarah, was ist das Tollste am Bücherscheiben? Und was das Nervigste?
Sarah Welk: Es gibt Tage, an denen ich mich im Schreiben auf eine Art verliere. Die Geschichten sind dann einfach da, sie laufen wie ein Film in mir ab. Ich weiß genau, was passiert, wie die Figuren sich unterhalten, und ich muss nur noch mitschreiben. Es klingt etwas eigentümlich, aber dann sitze ich immer wieder kichernd in meinem Arbeitszimmer oder bin plötzlich von meinen eigenen Szenen zu Tränen gerührt. Diese Phasen sind großartig, und in ihnen kommt mir das Schreiben gar nicht wie Arbeit vor. Es gibt aber auch Tage, an denen ich mich mit jedem Satz quäle. Dann darf ich aber nicht einfach aufhören! Ich zwinge mich jeden Tag, eine festgelegte Zeichenzahl zu schreiben.
Warum bist du von der Tagesschau weggegangen? Mal bereut?
Sarah Welk: Weil sich mir die Chance geboten hat, vom Bücherschreiben zu leben. „Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße“ hat sich gut verkauft, und arsEdition hat mir signalisiert, dass der Verlag langfristig mit mir arbeiten möchte. Und da habe ich gedacht: Wenn ich mich jetzt nicht traue, zu springen, wann dann? Dazu kam, dass ich bei der Tagesschau im Schichtdienst gearbeitet habe: Wochenenddienste, Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht, Feiertagsarbeit. Das einzige, was mir an meinem alten Job fehlt, sind die Kolleginnen und Kollegen. Wir hatten es oft sehr schön zusammen.
Als was hast du sonst schon gearbeitet?
Sarah Welk: Platz 3 meiner kuriosesten Jobs: Spülhilfe in der Kantine einer großen Versicherung. Platz 2: Ein Jahr an der Supermarktkasse. Platz 1: Einen Tag Hühner impfen auf einer großen Hühnerfarm. Das mache ich nie wieder!
Dafür Mimi und Flo immer wieder! Das sind die beiden Schwestern aus deinen Büchern. Ihre Dynamik und Ideen sind wahnsinnig lustig! Wie sind die Zwei entstanden?
Sarah Welk: Sie sind eine Mischung aus meinem Familienalltag, den Erzählungen von Freundinnen und meiner eigenen Kindheit. Obendrauf dann noch jede Menge Quatsch mit Soße: Fertig sind die „Ziemlich besten Schwestern“!
Bist du eher „Team Mimi“ oder „Team Flo“?
Sarah Welk: Eigentlich Team Mama. Bevor der erste Band erschienen ist, hat ein freier Lektor zu mir gesagt: „Dieser Gegensatz von diesen lustigen Kindern und dieser wahnsinnig spießigen Mutter, herrlich!“ Ich habe die Augen aufgerissen, denn ehrlicherweise sagt die Mutter im Buch ständig Sachen, die ich auch sagen könnte.
Du hast dich dafür entschieden, die Bücher bei arsEdition herauszubringen – warum?
Sarah Welk: Ich empfinde arsEdition als einen sehr besonderen Verlag, es herrscht eine überall spürbare familiäre Atmosphäre. Mein Gefühl ist, dass die Leute dort wirklich gerne zur Arbeit kommen. Diese Stimmung überträgt sich sofort. Es gibt bei arsEdition so viele Menschen, mit denen ich nun schon seit Jahren eng und sehr vertrauensvoll zusammenarbeite. Außerdem finde ich es bemerkenswert, wie offen arsEdition auch immer wieder für neue Ideen ist: Manchmal habe ich einen Einfall, der noch nicht wirklich zu Ende gedacht ist. Meine Lektorin erkennt trotzdem, wohin ich will – und dann kauft arsEdition bei mir eine Idee, von der noch gar nicht ganz klar ist, was am Ende daraus wird.
Beim Lesen mussten wir an Madita und Pims denken. Welchen Einfluss hatte Astrid Lindgren auf dich?
Sarah Welk: Beim Schreiben habe ich nicht an Madita und Pims gedacht. In meiner Kindheit habe ich aber oft Bücher von Astrid Lindgren gelesen, mein liebstes war „Die Brüder Löwenherz“. Wenn man gerne liest, liegt vielleicht auch Wissen irgendwo unterbewusst in einer Art Gehirnschublade. Fängt man dann an, selber zu schreiben, fließt Vieles aus all diesen Geschichten mit ein, ohne dass es einer bewussten Entscheidung bedarf.
Was macht „Ziemlich beste Schwestern“ aus – im Buch und in echt?
Sarah Welk: Ziemlich beste Schwestern streiten, dass die Fetzen fliegen. Aber wenn es drauf ankommt, halten sie fest gegen den Rest der Welt zusammen.
Wann schreibst du, und was brauchst du, um kreativ zu sein?
Sarah Welk: Ich schreibe jeden Vormittag, sobald der Rest der Familie aus dem Haus ist. Das heißt: Ich koche mir einen Tee, schalte alle Telefone aus und sitze um Punkt 7.30 Uhr am Schreibtisch. Damit ich Ideen bekomme, brauche ich das Gefühl der absoluten Ungestörtheit. Aufstehen darf ich erst wieder, wenn ich die von mir vorher festgelegte Zeichenzahl geschafft habe. An guten Tagen geht das schneller, an schlechteren gibt es mittags aufgetauten Eintopf zum Essen.
Wie lange dauert ein Buch für dich – und dann tatsächlich, bis es erscheint?
Sarah Welk: An den Sachbüchern arbeite ich sechs bis acht Monate, für einen Band der „Ziemlich besten Schwestern“ oder von „Ich und meine Chaos-Brüder“ brauche ich etwa sechs Wochen. Von der Abgabe des Manuskripts bis zum Erscheinen des Buches vergehen dann aber viele Monate: Es muss ja noch lektoriert, illustriert und gedruckt werden.
Wann schaffst du noch wichtige Sachbücher wie „Tagesschau & Co.“ und „Wie du die Welt verändern kannst“?
Sarah Welk: Das Schreiben der Bücher ist bei mir in genauen Arbeitsplänen festgelegt. Bevor ich ein neues Projekt annehme, gehen meine Agentin und ich das präzise durch: Wie viele Zeichen pro Tag sind ohne Stress realistisch? Wie viel Zeitpuffer brauche ich, weil die Kinder vielleicht krank werden? Was ist mit den Schulferien? Erst wenn das alles passt, werden die Verträge mit den Abgabeterminen geschrieben. Ich arbeite niemals an mehreren Büchern parallel, sondern mache immer eines nach dem anderen. Im Moment steht der Plan bis Ende 2022.
Gibst du uns noch einen Spoiler fürs nächste „Schwestern“-Buch?
Sarah Welk: Im Moment arbeite ich gerade an einem ganz neuen Projekt, über das ich noch nicht so viel verraten darf. Nur so viel: Ich glaube, dass Fans der „Besten Schwestern“ und der „Chaos-Brüder“ das neue Buch auch mögen werden.
Alle Bände der Reihe:
Band 1: Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße
Band 2: Ziemlich beste Schwestern – So ein Affentheater!
Band 3: Ziemlich beste Schwestern – Mit Karacho in den Winter
Band 4: Ziemlich beste Schwestern – Volle Kanne Urlaub
Band 5: Ziemlich beste Schwestern – Total schief gewickelt
Band 6: Ziemlich beste Schwestern – Ich glaub, mich tritt ein Huhn!
Band 7: Ziemlich beste Schwestern – Spaghetti mit Konfetti
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