Dienstag, 5. Dezember 2017

Kasperl-Kult: Kindergaudi und Erwachsenenschmarrn

„Doctor Döblingers geschmackvolles
Kasperltheater“ in persona:
Josef Parzefall (li.)
und Richard Oehmann

„Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater“ ist Kult in München. Richard Oehmann, einer der Mitbegründer, tritt die Nachfolge für Marcus H. Rosenmüller an und übernimmt mit Stefan Betz zusammen das Singspiel auf dem Nockherberg. Grund genug, mal bei den Kasperl-Erfindern Oehmann und Josef Parzefall vorbeizuschauen.

vnm: Habt ihr im Moment überhaupt noch Zeit für den Kasperl? Stichwort Nockherberg! 

Richard Oehmann: Ja, der Josef und ich machen beide nebenher noch andere Sachen ohne den Kasperl. Das hat dann meistens auch mit Theater und Liedern zu tun. Man kann sagen, beim Nockherberg-Singspiel mach‘ ich auch eine Art sehr großes Kasperltheater mit Politikern. Da wirkt auch meine kindische Kapelle Café Unterzucker mit.

vnm: …und was macht der Josef?

Richard Oehmann: Der spielt im Frühling auch Theater, aber diesmal als Schauspieler im „Theater… Und So Fort“ in München. Außerdem hat er etliche Folgen vom BR-Betthupferl gemacht. „Seppls Erlebnisse“ heißen die Geschichten. Aber weil er den Seppl und auch die Großmutter selber spricht, ist das eine Art Fortsetzung der Kasperl-Geschichten von Doctor Döblinger.

Als „Doctor Döblinger“ habt ihr euch längst zu einer Münchner Institution gemausert. Was sagt ihr zu eurem Erfolg?

Josef Parzefall: Das müssen andere beurteilen. Aber wir sind jede Woche ausverkauft. Unsere CDs werden inzwischen auch in Köln und Berlin bestellt. Das freut den Kasperl natürlich.

vnm: Seit wann gibt es Doctor Döblinger?

Richard Oehmann: 1993 haben wir damit angefangen. Wir schreiben die Stücke und bringen den Kasperl für die Kinder auf die Bühne. Mein Bruder Gregor bastelt die Figuren.

vnm: Ein Stück für Kinder dauert etwa eine halbe Stunde. Bei einem Erwachsenen-Stück steht ihr schon mal zwei Stunden hinter der Bühne, haltet die Hände in die Höh‘ und erweckt den Kasperl zum Leben. Ist das nicht teilweise ganz schön anstrengend?

Josef Parzefall: Keine Frage. Das geht auf Arme und Rücken. Aber wir hören erst damit auf, wenn das Kreuz gar nicht mehr mitmachen will. Es macht einfach zu viel Spaß mit den Kindern.

vnm: Die Kinder… ja sind die denn ein dankbares Theater-Publikum?

Richard Oehmann: Sie machen bei allem mit und sind von Anfang bis Ende voll dabei. Aber sie sind auch sehr kritische und genaue Zuschauer. Da haben wir unseren Text schon das eine oder andere Mal umgeschrieben, weil der Gag nicht ging. Und sie merken auch sofort, wenn was nicht passt, der Wachtmeister Wirsing zum Beispiel nicht von da rauskommt, wo er vorher reingegangen ist.

vnm: …und sie können auch ganz schöne Petzen sein, oder?

Josef Parzefall: Nein, eigentlich nicht. Sie antworten halt, wenn man sie was fragt! Und da ist es ihnen meistens egal, ob das der Kasperl, die Prinzessin Heike oder der böse Zauberer ist.

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