Mittwoch, 3. Dezember 2014



WOCHE FÜNF


Eine Woche in Grau. Nieselregen. Mützenwetter. Kein Hund würde da freiwillig hinter dem knisternden Kachelofen hervorkriechen. Doch zwei Münchner Wettkämpfer bleiben tapfer.

Seit November läuft das Projekt "Fitness-Studio vs. Boot-Camp". Verrückt nach München schickt zwei Blogger ins Rennen, Sie und Ihn, beide Anfang 30. Wie viel Spaß bringt Woche fünf?


Boot-Camp München


Neue Woche, neue Gesichter, neue Übungen. Der Kampfgeist bei Trainerin Marina ist jetzt voll entfacht. Nicht, dass ich eine Extra-Wurst bräuchte... Aber ich spüre immer häufiger, dass ich explizit angezählt werde, wenn sich bei mir klitzekleine Ermüdungserscheinungen andeuten: "Noch 10 - 9 - 8 ... halt durch!"

Ein bisschen fühle ich mich wie in dem Film "Sie nannten ihn Mücke", in dem eben dieser Mücke (Bud Spencer) eine Horde von jungen Wilden innerhalb weniger Tage fit für ein Footballspiel gegen ein Profi-Team der amerikanischen Armee machen möchte. Sinnbildlich ist Marina der dicke Bud, die Horde Wilder sind wir. Nur die Kulisse unterscheidet sich ein wenig. Ich vermisse das Filmset am Strand von Pisa und den fantastischen Mücke-Spruch: "Leichtes Lauftraining, um die Lungen kräftig durchzupusten, da ist noch genug Teer drin, um eine ganze Straße zu asphaltieren."

Eine Übung wird übrigens bei jeder Trainingsstunde wiederholt: der "Spiderman nach innen". Ich bringe mich in den Liegestütz, anschließend ziehe ich das linke Knie zum rechten Ellbogen, halte die Position und bringe mich zurück in die Ausgangsstellung. Das Gleiche wiederhole ich mit dem rechten Knie und dem linken Ellbogen - insgesamt eine Minute lang. Wichtig ist es dabei, immer die Körperspannung zu halten.

Was wohl meine Konkurrentin im Fitness-Studio so treibt?!




Fitness-Studio "Lady Sportiv"


Ich mache jedes Mal drei Kreuze, wenn ich mich durch die Glastür ins warmgelaufene Fitness-Studio drücke. So schön ich das Freiluft-Laufen in den Münchner Parks acht Monate im Jahr finde - jetzt ist es eine Zumutung, denke ich, als ich mir die Klamottenschichten vom Körper streife und im Tank-Top auf dem herrlich trockenen Gummiband loslege. Die drei Trainingseinheiten machen mir großen Spaß, alles läuft noch ein bisschen geschmierter als am Anfang. Aber die Hauptsache ist: Ich will keinen Baum sehen, keine Parkbänke und bloß keine matschigen Wiesen.

Auf die Durchgeknallte auf dem Laufband neben mir habe ich allerdings auch keinen Bock. Jedes Mal dasselbe Theater: Die Tür springt mit einem Scheppern auf, alle Augen gehen Richtung Eingang, die blonde Mittvierzigerin stolziert herein. Auf dem Gerät wird das kinnlange Haar dann erst einmal durchgewedelt, in mehreren Anläufen zusammengebunden, die Lunge freigeröchelt und mit dem Handtuch Luft zugefächelt. Dann beginnt das irre Getrampel bei 4 km/h.

Was auch ihr bislang falsch gemacht habt, liebe User: Beim Laufen bloß nicht die Arme schwungvoll mitnehmen, keinesfalls die Füße nah am Boden lassen! Nein, nein, nein! Arme als Tragflächen seitlich wegstrecken, Handgelenke wie Landeklappen nach oben in den Laufwind stemmen, Knie bis zum Nabel hochziehen. Und dann alle paar Meter laut "Puh!" rufen.

Es gibt kein Entkommen. Auch wenn ich fast fünf Stundenkilometer schneller laufe - sie bleibt neben mir. Springt, fächelt, glotzt mich mit zugekniffenen Augen über die Spiegelfront an. "Puh!" So ein Boot-Camp hat also auch Vorteile ...


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