Mittwoch, 19. November 2014


WOCHE DREI


Sie quält der Übermut, ihn sein Hintern. Er spielt mit seinen Boot-Campern "Nackenpresse", sie freut sich über ein vorsichtiges Gemeinschaftsgefühl im Fitness-Studio. Sie denkt an ihn, er denkt an seine Mutter. Und es zeigt sich immer mehr: Das wird ein Wettkampf der Bauchmuskeln.

Seit November läuft das Projekt "Fitness-Studio vs. Boot-Camp". Verrückt nach München schickt zwei Blogger ins Rennen, Sie und Ihn, beide Anfang 30. Wie läuft die Plagerei in Woche drei?





Okay, es hat seinen Sinn, dass sich die Geräte nach maximal 60 Minuten in einen Cool-Down-Modus herunterfahren. Und es ist nicht die allertollste Idee, nach Ablauf dieser Sportstunde auf "Löschen" zu drücken, still-heimlich eine zweite Trainingsrunde dran zu hängen und die "Loser" um sich herum zu bemitleiden, denen ja schon nach kürzester Zeit die Puste ausgeht. Wer nicht denken will, muss fühlen. An den beiden Folgetagen kann ich kaum gehen und möchte am Wochenende statt Shopping und Café-Ratsch nur noch schlafen. 48 Stunden lang.

Immerhin ist meine Motivation zurück. Ich laufe, crosse, radle mit Genuss und überlege, bald auch das Rudergerät und den Bergsteiger-Crosser in Angriff zu nehmen. Schlauer wäre es aber, mich im Loft-Zimmer nebenan auf eine Matte zu packen und die Bauchmuskeln zu trainieren. Diese Schwachstelle des Körpers wird im Boot-Camp entschlossen bekämpft, ich weiß es genau. Das bereitet meinem Kontrahenten nicht immer Freude, liefert aber leider sichtbare Erfolge.

Dafür hat sich im Fitness-Studio ein bisschen Gruppengefühl eingestellt. Man kennt sich, grüßt sich über die Spiegelfront oder im Treppenhaus. Freilich ohne Druck. Keiner würde mich fragen: Wo warst du denn gestern? Wir haben dich vermisst... Aber doch so viel Gemeinschaft, dass wir abends in der Gruppe schwitzen und vielleicht ein paar Minuten länger oder eine Schwierigkeitsstufe höher aushalten, um uns nicht vor uns selbst bloß zu stellen. Versteht ihr, was ich meine? Ich würde mich jetzt nämlich gerne wieder hinlegen...







Woche drei im Boot-Camp beginnt mit einem kräftigen Muskelkater im Hinterteil. Treppensteigen und sonstige leichte Bewegungen im Büro fallen mir schwer. Wie ist denn das passiert?

In der letzten Trainingseinheit haben wir "10 gewinnt" gespielt: 6 verschiedene Übungen werden jeweils 10 Mal wiederholt, insgesamt 10 Minuten lang. Danach gibt es die berühmte "lohnende Pause", um danach mit 6 neuen Übungen fortzufahren, das Spiel beginnt von vorne.

In dieser Abfolge gab es offensichtlich eine Übung, die für das gemeine Ziehen in meinem Hintern verantwortlich ist. Ich tippe insgeheim auf die "Nackenpresse", eine Übung die äußerst effektiv, aber bei den meisten Kursteilnehmern nicht sonderlich beliebt ist.

Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um die Yoga-Grundstellung "Herabschauender Hund", allerdings bewegen wir zusätzlich unseren Oberkörper mit dem Kopf als Verlängerung in Richtung der Längsachse zum Boden und richten uns dann wieder in die Grundstellung auf. Allgemein kann man sagen, dass einige Übungen Ähnlichkeiten mit Hatha-Yoga haben. Für meine Mutter wird das eine Genugtuung sein. Was habe ich ihre Übungen immer als Blödelei abgetan...

Der November meint es ja bis jetzt sehr wohlwollend mit uns, ich habe jedoch ein bisschen Angst davor, wenn die erste Stunde im Schneegestöber abgehalten wird. Egal - immer mit dem Ziel vor Augen, das Battle gegen das Fitness-Studio zu gewinnen, lasse ich keinerlei Bedenken zu. Ich freue mich trotz aller Tücken aufs nächste Training. Mein armer Hintern...


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